Hermann Lenz Elternhaus
Das im Jahre 1711 nach Plänen von Michael Sommer erbaute Pfarrhaus wurde bis 1886 von der Geistlichkeit genutzt. Danach kam es in Privatbesitz. Von 1913 bis 1923 war es das Wohnhaus von Hermann Lenz (geb. 1913, gest. 1998). Dieser verewigte es in seinem Roman „Verlassene Zimmer“.
Das Haus und die Keltergasse um 1950
Drei Tage alt war er, als er mit seiner Mutter von der Landeshebammenschule in Stuttgart nach Künzelsau kam. Hier lebte die Familie seit einiger Zeit, denn der Vater, der ebenfalls Hermann Lenz hieß, wirkte als Zeichenlehrer am Seminar im ehrwürdigen Künzelsauer Schloss. Die folgenden elf Jahre sollte der Knabe in dieser kleinen Amtsstadt aufwachsen und bleibende Eindrücke mitnehmen.
Es war eine Zeit der Idylle: Im „Eulenkräut“ würde man die Künzelsauer nicht mehr finden, sobald sie nur den Hähnen „den Hals zudrehen“. Und dennoch, die Ruhe ist auch hier gefährdet: die Aumühle brennt. Das Elternhaus wird in ein antirevolutionäres Waffenlager umgewandelt, und ein grässlicher Mord geschieht, nur wenige Hausecken weiter.
Lenz verarbeitete dies und viele Erlebnisse aus dem „Dritten Reich“ oder der Nachkriegszeit in seinen literarischen Werken. Er betont den Niedergang, das Zerbröckeln der gewohnten – oder ersehnten - Idylle des alten Kaiserreiches und der Weimarer Republik.
Es sind biographische Schriften und Details aus dem Leben der Hauptpersonen, in denen er autobiographische und transzendierende Komponenten zusammenführt. Als markantestes Stilmittel setzte er den „inneren Dialog“ ein, der die Perspektive der Hauptfiguren transparent macht und die Spiegelungen der Außenwelt unmittelbar in Empfindungen überführt. Daher wäre es auch verfehlt, ihn aus Künzelsauer Sicht als „Heimatdichter“ zu sehen – Lenz benutzt die reale Landschaft und die geschichtlichen Ereignisse als Hintergrund.
Neben Gedichten schrieb er vor allem Romane, darunter sticht der „Eugen-Rapp“-Zyklus besonders hervor. Den Anfang hier bildet „Verlassene Zimmer“, darin nimmt Künzelsau eine zentrale Stellung ein. Auch in späteren Werken ist diese Stadt, wie überhaupt das Hohenloher Land, Bezugspunkt für Erinnerungen und Reflexionen.
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